historische Verhütungsmethoden (Nachahmung nicht empfehlenswert)
Verhütung mal anders…
Während sich die Menschheit bereits in der Antike an den sieben Weltwundern erprobte, die Pyramiden von Gizeh erschaffte, den Koloss von Rhodos, den Leuchtturm von Pharos, lebte sie, was Verhütung betraf, noch hinter dem Mond.
Die Griechen und vor allem die Römer gehörten nicht zu den sexuellen Kostverächtern, haben es in der Antike durchaus wild getrieben und die Ägypter standen dem nicht nach. Bei all der sexuellen Freizügigkeit war der Wunsch nach einer Schwangerschaft nicht immer oder vermutlich eher oft nicht gegeben.
Wer mit den nachfolgenden Verhütungsmethoden nicht schwanger wurde, war allerdings einfach naturgegeben unfruchtbar, an einen zeugungsunfähigen Liebhaber geraten oder vom Eisprung meilenweit entfernt. Statistisch betrachtet lag die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit historischen Methoden zur Verhütung so hoch wie ohne: nämlich bei 50 Prozent.
Mit diesem Wert könnte heute kein Pharmaunternehmen hinsichtlich einer Verhütungsmethode mehr Eindruck bei Anwendern schinden. Noch weniger überzeugend wäre es für die Mehrheit, die Einnahme eines Contraceptivums mit dem Leben zu büßen. Wir nähern uns Schritt für Schritt den (haarsträubenden) Verhütungsmethoden unserer Vorgänger, denen wir unser Leben zu verdanken haben, weil ihre Methoden so fragwürdig waren, dass sie Leben ermöglichten, wo es verhindert werden sollte.
- Der gute alte Aderlass
Bis ins 19. Jahrhundert galt der Aderlass als beliebtes und gern eingesetztes Allheilmittel. Krankheit wurde als fehlendes Gleichgewicht der Körpersäfte betrachtet. Durch Ausleitung versprach man sich die Wiederherstellung des Gleichgewichts. Eine andere Annahme ging davon aus, dass sich das Blut in den Gliedern staue und verderbe. Was lag eher auf der Hand als das schlechte Blut zu entfernen?
Ein findiger französischer Arzt kam im 17. Jahrhundert auf die Idee, dieses gängige Konzept auf die Verhütung zu übertragen. Sperma sei von der Hitze des geschlechtlichen Aktes weiß ausgeblichenes Blut, das abgelassen werden müsse. Dem ist wenig hinzuzufügen. Diese Methode hat zu einer stabilen Geburtenentwicklung erfolgreich ihren Beitrag geleistet. - Zwiebelsaft nicht nur bei Erkältung
Ohne Kenntnis der gegenseitigen Existenz kamen Ägypter und Franzosen auf die gleiche geniale Idee. In Ägypten tranken Männer den zur Verhütung vorgesehen Saft und waren sich auch nicht zu fein, ihren Penis damit einzureiben. Ob die Penisttinktur sich in der Vagina durch Brennen bemerkbar gemacht hat, ist nicht belegt. Wer immer bei den Franzosen im 16. Jahrhundert den Trunk zu sich nahm, ob Mann oder Frau, dürfte ebenfalls eine geringe Hemmschwelle hinsichtlich intensiver Gerüche gehabt haben. Die durch den Zwiebelsaft nicht gesenkte Geburtenentwicklung hat die im 17. Jahrhundert vorgelegene sehr hohe Säuglingssterblichkeit aufgrund hygienischer Missverhältnisse wesentlich unterstützt - Der saure Helfer
Die Zitrone erfreut sich noch immer großer Beliebtheit. Als Weichspüler in der Waschmaschine, für die Entfernung von Schmutz- und Kalkrändern, sogar bei der Behandlung von Hühneraugen soll die Zitrone ihre Wirksamkeit beweisen. So weit müssen jüdische Frauen gedacht haben, als sie auf die Idee kamen, die Vielseitigkeit der Zitrone herauszufordern. Sie führten die Frucht in ihre Vagina ein. Der Säuregehalt sollte wirksame Waffe gegen die lebensspendende Wirkung der Spermien sein. Ob es angenehm war, die Zitrone mit oder ohne Haut einzuführen? Eine Banane wäre im Vergleich vermutlich noch schöner gewesen. - Natürlich mit Baumwolle
Ein Vorläufer für die als Fliegenfänger eingesetzten Klebestreifen, muss diese Methode gewesen sein. Man nehme einen Klumpen Baumwolle, beschmiere diesen mit Honig, ergänze die Rezeptur um Datteln und Baumrinde und führe das Ergebnis in die Vagina ein. Ob die Spermien an der süßen Front festkleben sollten? Vermutlich. Mit den Fliegen klappt es ja auch. - Das Krokodil und seine Ausscheidung
Krokodilfäkalien mit Honig veredelt und einführungsbereit zu einem Ball geformt, war eine weitere Form der Ägypter die Geburtenrate beeinflussen zu wollen. Der Fäkal-Honig-Ball sollte in der Vagina seine Wirksamkeit entfalten, Spermien abfangen oder sie in ihrer Fruchtbarkeit bremsen. Die vorliegende Bevölkerungsdichte in Ägypten spricht nicht unbedingt für den Erfolg der Anwendung. - Hoden für und gegen
Beim Mann sorgen die Hoden für die Spermaproduktion, das Tragen von Wieselhoden sollte im Europa des Mittelalters eine Schwangerschaft verhindern. Hier zeigt sich die Vielseitigkeit der Hoden. Was der eine vermag, kann der andere nicht und umgekehrt. Ob die trotz der mütterlich getragenen Wieselhoden entstandenen Sprösslinge im Mittelalter der Hexerei beschuldigt wurden? - Der Prototyp vom Diaphragm
Im 18. Jahrhundert war die Wissenschaft bereits so fortgeschritten, dass Fingerhüte aus Metall als Empfängnisverhütung angeboten wurden. Diese Entwicklung muss Vorläufer des heutigen Diaphragmas gewesen sein und wurde in der Anwendungsfreundlichkeit und auch in der Wirksamkeit über die folgenden Jahrhunderte noch ein wenig optimiert. - Sterben für die Lust (oder lieber tot als schwanger)
Im chinesischen Altertum wurde Frauen nach dem vollbrachten Sex Quecksilber gereicht, während die Frauen der griechischen Antike mit Blei versetztes Wasser tranken. Die Leiber aus der Welt zu schaffen, in denen Leben heranwachsen könnte, oder sie zumindest für immer zu behindern, ist eine sehr wirksame, wenn auch höchst fragwürdige Methode der Verhütung. Vergiftung, Erblindung und Tod waren die Folgen.
So mancher wünscht sich auch heute noch, das lästige Thema der Verhütung umgehen zu können. Aber mal ehrlich. Im Vergleich zur Verhütung unserer Vorfahren, ist die Erfindung vom Kondom geradezu ein Wunderwerk. Drauf ziehen und los geht’s. Viel Vergnügen.
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